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Salzgitter

Übergabe Denkmal "Verhinderung der Demontage"

Das Grußwort von Oberbürgermeister Frank Klingebiel: anlässlich der Übergabe des Denkmals „Verhinderung der Demontage" am 20. Mai 2015.

Enthüllten das neue Denkmal in Salzgitter (von links): Michael Kieckbusch, Vorstandsmitglied der Salzgitter AG, Peter-Jürgen Schneider, Niedersächsischer Finanzminister, Oberbürgermeister Frank Klingebiel, Helmut Lingstädt, Künstler, Wolfgang Räschke, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Salzgitter-Peine, Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorsitzender des Vorstandes der Salzgitter AG und Ulrich Grethe, Vorsitzender der Geschäftsführung SZ-Flachstahl. (Foto: Stadt Salzgitter)

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Fuhrmann,

sehr geehrter Herr Räschke,

sehr geehrter Herr Lingstädt,

sehr geehrte Ehrengäste,

liebe Bürgerinnen und Bürger,

ich begrüße Sie heute ganz herzlich im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Salzgitter und auch ganz persönlich. Heute ist ein wichtiger Tag für unsere Stadt. Heute weihen wir ein besonderes Denkmal ein, das an die Verhinderung der Demontage in Salzgitter erinnert. Dieser Zeitpunkt gilt für viele Salzgitteranerinnen und Salzgitteraner als zweite Geburtsstunde unserer Stadt.

Sie alle, die Sie heute hier erschienen sind, sind ein wichtiger Teil unseres Gemeinwesens Stadt Salzgitter oder mit ihm über partnerschaftliche Beziehungen eng verwoben. Sie alle sind im wahrsten Sinne des Wortes „Ehrengäste“.

Es ist mir aber ein Herzensanliegen einige Ehrengäste und gute Freunde besonders zu begrüßen: 

Zu aller erst gilt unser Gruß und unser Dank für Ihr außerordentliches Engagement für die Menschen unserer Stadt unseren anwesenden Ehrenbürgern Rudi Rückert und Georg Obst! Herzlich willkommen! Rudi Rückert war – wie wir alle wissen – auch jahrelang Oberbürgermeister unserer Stadt.

Unser Ehrenbürger und Altoberbürgermeister Hermann Struck lässt sich entschuldigen, wünscht uns allen aber eine schöne Feier!

Ich freue mich besonders, dass mein Amtsvorgänger, Oberbürgermeister a.D. Helmut Knebel und viele Ehrenratsmitglieder anwesend sind. Sie alle haben sich über Jahrzehnte hinweg um unsere Stadt verdient gemacht. Seien Sie herzlich willkommen!

Ich begrüße alle amtierenden Ratsmitglieder, die die Geschicke unserer Stadt zum Teil in rauer See zu lenken und zu verantworten haben, namentlich den Ratsvorsitzenden Bernd Grabb und den Fraktionsvorsitzenden Peter Kozlik (M.B.S.).

Was wäre unsere Stadt ohne unser Herz – die Salzgitter AG? Sie alle kennen die Antwort: „Nichts!“. Unsere Stadt ist seit ihrer Gründung ganz eng mit unserer „Hütte“, wie die Menschen noch heute liebevoll sagen, verbunden. Wir stehen in guten wie in schlechten Zeiten familiär zusammen.

Das Verhältnis zwischen Stadtverwaltung und Salzgitter AG war schon lange nicht mehr so gut wie heute. Und das liegt an den handelnden Personen. Es ist mir eine große Ehre und eine ganz besondere Freude den Vorstandsvorsitzenden Prof. Heinz Jörg Fuhrmann begrüßen zu dürfen.

Schön, dass Sie sich bei Ihrem engen Terminkalender nicht nur die Zeit genommen haben, diese Festveranstaltung zu besuchen, sondern auch noch ein kleines Grußwort halten werden.  Drücken Sie damit doch deutlich Ihre persönliche Verbundenheit zu unserer Stadt aus, in der Sie bekanntermaßen ja auch leben.

Schön ist auch, dass der Personalvorstand Michael Kieckbusch und der Vorsitzende der Geschäftsführung der Salzgitter Flachstahl GmbH Ulrich Grethe mit uns feiern. Ihnen allen ein herzliches Willkommen!

Ich begrüße die weiteren Vertreter der ortsansässigen Unternehmen, stellvertretend für alle Herrn Dr. Joachim Bamberg von Bosch und die vielen Vertreterinnen und Vertreter der Betriebsräte und der IG Metall – besonders unseren Festredner Herrn Wolfgang Räschke. Herzlich willkommen!

Ich begrüße die Vertreter von Behörden, stellvertretend für alle Herrn Berg von der Polizeiinspektion Salzgitter/Wolfenbüttel/Peine.

Last but not least begrüße ich die Vertreter der Presse.

Am 01.04.1942 wurde die Stadt Watenstedt-Salzgitter gegründet. 73 Jahre sind für einen Menschen schon ein beachtliches Alter, aber für eine Stadt eigentlich eine überschaubare Zeit.

Es gibt in Deutschland mehrere Städte in den Altsiedelgebieten, die über 2.000 Jahre alt sind, wie Trier, Köln oder Mainz, und die eine traditionsreiche Geschichte aufweisen.

Salzgitter ist keine historisch gewachsene Altstadt, aber dennoch etwas ganz Besonderes! Sie wurde aus rund 30 Dörfern, einer Kleinstadt, aus Barackenlagern, aus den seit 1938 errichteten Kleinsiedlungen und aus der 1939 begonnenen und nach Göring benannten Großsiedlung zusammengefasst. Dabei spielte der Wille der Menschen keinerlei Rolle, die Reichswerke mit Pleiger an der Spitze wollten es so, sie benötigten eine Kommune als Ansprechpartner, um den Aufbau schnell umsetzen zu können.

Die Begleitumstände, die Hintergründe der Entstehung unserer Stadt sind wahrlich kein Ruhmesblatt. Der Aufbau des riesigen Hüttenwerkes, die Schaffung eines neuen Industriereviers – wovon Pleiger, der oberste Chef der Reichswerke träumte -, kostete tausenden Menschen aus ganz Europa das Leben.

Die Kommune, die nach zwei Stadtteilen aus dem Freistaat Braunschweig und aus Preußen, Watenstedt-Salzgitter (bis 1951) benannt wurde, blieb bis 1945 in jeder Hinsicht ein Torso.

Nachdem alliierte Truppen am 10./11. April 1945 die Stadt eingenommen hatten, war lange nicht klar, ob die Stadt Salzgitter bestehen bleiben würde. In der Stadt selbst gab es Auflösungsbestrebungen (im Süden Salzgitters), die die Engländer aber mit einem Machtwort unterbanden. West-Deutschland und die in diesem Teil unseres Vaterlandes liegenden Gebiete, Städte und Dörfer erhielten eine neue Chance.

Salzgitter hatte es besonders schwer, musste unglaublich schwere Probleme lösen. Wohnraumnot, Aufnahme tausender Flüchtlinge und Vertriebener, Aus- und Aufbau einer städtischen Infrastruktur. Dabei konnte die Stadt nicht an demokratische Traditionen aus der Weimarer Republik anknüpfen, Salzgitter als Großstadt hat es vor 1933 nicht gegeben.

März 1947:

Parteien, Organisationen, Vereine mussten sich vollkommen neu  bilden.

Eine demokratische Verwaltung musste aufgebaut werden. Am 13.10.1946 fanden die ersten freien Kommunalwahlen statt.

Die Stadt beginnt sich nunmehr zu konsolidieren. Aus 18.000 „Alteingesessenen“ (10.000, die das Kriegsende hier miterlebten, und 8.000, die heimkehrten), 40.000 Zugewanderten und 40.000 Flüchtlingen (darunter 33.000 Schlesiern) formt sich die neue Stadtgemeinschaft.

Die von den Briten betriebene Demontage der Industrieanlagen drohte der noch jungen Stadt den Lebensnerv zu entziehen. Dies nahmen die Menschen nicht hin. Heftiger Widerstand regte sich. Im Januar 1951 verkündeten die Engländer das Ende der Demontage auch in Salzgitter. Ein kleines Hüttenwerk blieb bestehen. Die Arbeiterschaft und die gesamte Bürgerschaft Salzgitters hatten durch ihren Widerstand die Hütte und damit die Stadt gerettet. Dies war die zweite Stadtgründung, auf die wir zu Recht stolz sein können. Den Menschen, die damals mit Leib und Seele für eine Zukunft dieser Stadt – zum Teil unter Einsatz ihres Lebens – gestritten haben, gebührt noch heute unser großer Dank und unsere Anerkennung!

Mit diesem neuen Selbstbewusstsein und unterstützt durch Erstausstattungsmittel des Bundes entwickelte sich Salzgitter schnell zu einer lebens- und liebenswerten Großstadt:

Die City, Wohnviertel, Schulen, Sporteinrichtungen, Verkehrswege, Post, Katasteramt, der Salzgitter-See, Stadtbibliothek wurden gebaut. Im Jahre 1963 wurde das Rathaus, der „Blaue Bock“, endgültig fertig. Die erste große Etappe der Zweiten Stadtgründung war damit zu Ende.

Doch der Aus- und Aufbau der Stadt  war damit nicht zu Ende. Barackenräumprogramme, Bau des Fredenbergs, Ausbau von Krähenriede, Schaffung von mehreren Baugebieten, der Bau von Schulen,  Sporthallen usw.. Hinzu kam die  Ansiedlung von Firmen wie LHB (Alstom), MAN (Büssing), VW, Bosch.

Und immer wieder waren große Probleme zu lösen und dies bei stets knappen Haushaltsmitteln.

Besonders kritisch wurde es noch einmal, als der Verkauf der Salzgitter AG an ausländische Investoren drohte. Als es bereits auf der Kippe stand, sprach der damalige Ministerpräsident des Landes Niedersachen Gerhard Schröder ein Machtwort und sicherte damit den Fortbestand des Werkes. 

Die Stadt hat sich in all den schwierigen Phasen ihrer Geschichte behauptet, getragen vom Willen der hier lebenden Menschen.

Und es kamen immer wieder neue Bürger und Bürgerinnen in die Stadt, wie die beeindruckende Ausstellung über die Migration im Schloss Salder zeigt. Aus über 100 Ländern leben heute Menschen in Salzgitter. Salzgitter ist eine bunte, spannende Stadt, in der man wunderbar leben kann.

Mein Dank gilt allen Fraktionen des Rates, die im Jahr 2011 zugestimmt haben, dass Salzgitter dieses Denkmal zum Gedenken an die „Verhinderung der Demontage“ erhält.

Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr.–Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, dem Vorsitzenden  der SZ AG, und Herrn Ulrich Grethe, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Salzgitter Flachstahl GmbH, für ihre großzügige Unterstützung. Ihnen haben wir die beiden Brammen zu verdanken. Dafür danke ich Ihnen im Namen der Bürgerinnen und Bürger sehr herzlich.

Sehr herzlich danken möchte ich Herrn Helmut Lingstädt für seinen künstlerischen Entwurf, den wir heute bewundern dürfen. Herzlichen Dank für Ihre besondere Kreativität! Ebenso danke ich der Modelleurin Juliane Jüttner für die hervorragende Umsetzung.

Mein Dank gilt natürlich auch allen beteiligten Menschen und Firmen, die zur Umsetzung dieses einmaligen Denkmals beigetragen haben.

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Bildnachweise

  • Stadt Salzgitter