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Salzgitter

Das Fliegergrab ist leer

Das Grab im Beddinger Holz, das an einen deutschen Jagdflieger erinnert, der im April 1945 abgeschossen wurde, ist aller Voraussicht nach leer. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Grabes.

Suche am Grab von Erich Müller

Eine rund zwei Meter lange Suchstange, zwei Metalldetektoren und diverse Spaten: Die Gruppe, die sich im Beddinger Holz, abseits der Wanderwege, zusammengefunden hat, um das Grab von Erich Müller  zu untersuchen, ist gut ausgerüstet. Die Männer wollen klären, ob dort tatsächlich ein vor 71 Jahren abgeschossener deutscher Jagdflieger begraben wurde, oder ob es sich um ein so genanntes Scheingrab handelt. Diese Frage hat mehrere Hobby-Historiker über Jahre beschäftigt.

Für einen Abschuss am 10. April 1945 gab Augenzeugen, mit vielen hat Hartmut Alder, Thiedes Ortsheimatpfleger, in den vergangenen Jahren gesprochen. Daran, dass es aber tatsächlich einen Jagdflieger namens Erich Müller gegeben hat, gibt es große Zweifel. So hat die Deutsche Dienststelle in Berlin keinerlei Hinweis auf dessen Existenz, wie sie dem Hobby-Forscher Ulrich Oertel aus Lichtenberg mitteilte.

 „Flg. Uffz. Erich Müller 19.9.1922-9.4.1945“ steht auf dem schlichten Holzkreuz vor dem Mahnmal zum Gedenken der Gefallenen. Das Datum weicht um einen Tag von dem des Abschusses über dem Beddinger Holz ab. Hans Schildberg, der als Umbetter nach eigener Aussage schon an die 45.000 deutsche Soldaten bei Wolgograd (dem ehemaligen Stalingrad) und knapp  100 alliierte Soldaten in Deutschland exhumiert hat, tritt mit seiner Suchstange auf das Grab und sticht in die Erde. An verschiedenen Stellen, wieder und wieder.  Anhand des Widerstandes kann er erkennen, ob die Erde schon einmal bewegt worden ist, ob seine Stange auf gewachsenen Boden oder aber auf Stein, Holz oder gar Knochenfragmente trifft.

„Hier ist nichts“, legt er sich früh fest. Zur Sicherheit graben er und Michael Gandt, der Geschäftsführer des Bezirksverbands Braunschweig vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge, zwischen Grab und Gedenkstein ein knapp ein Meter tiefes Loch. Nichts. Auch hinter dem Grabstein treffen Stange und Spaten nur auf Erde.

Wo könnte die Absturzstelle liegen?

Hartmut Alder wundert das nicht: „Für mich wäre es unlogisch, wenn man am letzten Tag des Krieges bei all den Wurzeln hier im Wald noch ein Grab ausgehoben hätte.“ Zumal das Flugzeug in einiger Entfernung abgestürzt ist – das legen neben den Berichten von Zeitzeugen auch Luftaufnahmen nahe. An einer Stelle ist ein Winkel in der ansonsten homogenen Baumdecke zu erkennen. Größe und Form könnten passen. Dort wollen die Männer jetzt nach Überresten des Flugzeugs – und des Piloten – suchen.

Gemeinsam mit Michael Cordes, Revierleiter vom Wolfenbütteler Forstamt werden alte Fotos und neue Karten studiert, um die Stelle abseits von Wegen und Straßen zu identifizieren. Es geht mitten durch den Wald, beide Metalldetektoren sind im Einsatz. Nach einer Bierdose werden schnell auch Granatensplitter und Patronenhülsen gefunden. Die geschulten Augen der Hobby-Historiker haben schnell einen Granattrichter ausgemacht, der die Splitter erklärt. Von dem Flugzeug und seinem Piloten allerdings fehlt auch nach einer Stunde Suche noch jede Spur.

Dafür hat Mark Nagott, von Beruf Kampfmittelbeseitiger, mit seinem Detektor eine brisante Entdeckung gemacht: Eine Granate, deren Zünder „weggemodert“ ist, hat er freigelegt. Genauer untersucht hat er sie erst, als sich alle anderen wieder auf den Heimweg gemacht haben. Mittlerweile ist klar: Es handelt sich um eine 8,8-Zentimeter-Flak-Granate, die nicht gezündet hat. Sie ist ein Fall für den Staatlichen Kampfmittelbeseitigungsdienst.

Granatsplitter und Patronenhülsen - die erste Ausbeute der Suche mit dem Metalldetektor

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