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Salzgitter

Wichtige Anlaufstelle in belastender Zeit

Akute Lebenskrisen, Angststörung, Depression, Alkohol- oder Medikamentensucht: Psychische Erkrankungen sind für Betroffene und Angehörige eine große Belastung und schränken das soziale und berufliche Leben ein. Wer kann in diesen Krisen helfen? Eine wichtige Anlaufstelle ist der sozialpsychiatrische Dienst.

PantherMedia / heiko119

Das Team dieser Beratungsstelle kann kostenlos kontaktiert werden und hilft konkret, individuell und unbürokratisch. Anhand von zwei Beispielen stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Aufgaben vor.

Sabine Wunsch[1] wandte sich an den sozialpsychiatrischen Dienst, als sie bemerkte, dass ihr Bruder nicht mehr zur Arbeit ging und über mehrere Tage hinweg nur im Bett lag. „Anfangs dachte ich, dass ich alleine mit der Situation zurechtkomme. Das wird schon wieder weggehen.“, erinnert sie sich zurück. Als auch nach einem Monat keine Besserung auftrat machte sie sich zunehmend Sorgen. Doch wohin wendet man sich in einer solchen Situation? Die Salzgitteranerin stieß auf der städtischen Internetseite auf die Nummer des sozialpsychiatrischen Dienstes. „Ich konnte das erste Mal offen über meine Sorgen und Ängste reden und wurde ernst genommen“, erzählt die Schwester.

Noch in der gleichen Woche wurde ein gemeinsamer Besuch beim Bruder vereinbart, bei dem die Sozialarbeiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes die Geschwister über das Krankheitsbild der Depression aufklärte und die Möglichkeiten über einen stationären Aufenthalt in einer Fachklinik, die Betreuung in einer Tagesklinik oder einer ambulanten Psychotherapie erläuterte. Sie war erleichtert, dass ihr Bruder das Angebot annahm und, nach einer Wartezeit mit überbrückenden Gesprächen mit der Mitarbeiterin und der Fachärztin, erfolgreich einen Therapieplatz in einer psychiatrischen Klinik bekam.

Anders als Sabine Wunsch ging es Stefan Rudolf. Seit immer mehr über Corona berichtet wurde, wuchsen seine Sorgen, sich anstecken zu können. „Bekannte haben meine Ängste nicht wirklich erstgenommen und als normal abgetan, weil sich natürlich jeder darüber Gedanken mache“, erzählt der junge Mann. Ihm sei bewusst gewesen, dass er mit 24 Jahren und ohne Vorerkrankungen nicht zur Risikogruppe gehöre, doch trotzdem vermied er jeglichen Kontakt zu anderen Menschen und scheute den Gang zum Supermarkt. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 hat Stefan Rudolf seine Wohnung nur noch für unaufschiebbare Erledigungen verlassen und dies auch nur unter verstärkten Schutzmaßnahmen. Er merkte, wie er sich auch im Kontakt mit Freunden immer mehr zurückzog und teilweise keine Lust mehr hatte, sich mit ihnen zu unterhalten. Stattdessen schlief er lange, war nachts wach, aß wenig und sah immer weniger den Sinn in seinem Leben.

Online sah er dann bei den städtischen Anlaufstellen rund um Corona die Kontaktdaten des Beratungstelefons des sozialpsychiatrischen Dienstes. Er fühlte sich bereits nach dem ersten Telefonat befreit. „Durch die regelmäßigen Gespräche und Tipps zum sinnvollen Zeitvertreib konnte ich mir wieder eine geregelte Tagesstruktur aufbauen und fühle mich besser“, schildert der junge Erwachsene. „Mein Ziel ist es, meine Ängste so einzudämmen, dass ich wenigstens zum Spazierengehen rausgehen kann.“

 
[1] Alle Namen sind geändert und Geschichten zur Unkenntlichkeit verändert

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